Als Benetzung (zu „benetzen“ von „netzen“ im Sinne von „nass machen, befeuchten“; englisch: wetting) bezeichnet man die Ausbildung einer Grenzfläche zwischen einer Flüssigkeit und einem Festkörper.[1][2][3][4][5][6]Benetzbarkeit ist die zugehörige Eigenschaft der Festkörperoberfläche. Im Verlauf von Benetzungsprozessen vergrößert sich die Kontaktfläche zwischen benetzender Flüssigkeit und benetzter Festkörperoberfläche, bis ein statischer Zustand erreicht wird, der durch die Existenz einer konstanten Kontaktfläche charakterisiert ist. Das Ausmaß der Benetzung ist abhängig von der Art der Flüssigkeit sowie der Beschaffenheit der Festkörperoberfläche, so etwa deren chemischer Zusammensetzung und Rauheit.[7] Benetzungsphänomene sind für das Beschichten, Bemalen und Bedrucken von Oberflächen, die Verteilung von Herbiziden und Insektiziden auf landwirtschaftlichen Nutzflächen, Filtration sowie Dispergieren relevant.[8] Viele funktionale Eigenschaften von Festkörperoberflächen hängen maßgeblich von deren Benetzbarkeit ab. Beispiele für derartige funktionale Eigenschaften sind die Fähigkeit zur Selbstreinigung, die Verhinderung von Fouling, Eisbildung und Beschlagen mit Feuchtigkeit sowie die Verwendbarkeit für die Reinigung von Wasser, für die Trennung von Wasser-Öl-Gemischen und für Wassergewinnung durch Kondensation von Luftfeuchtigkeit.[9][10][11] Die Einstellung der Benetzbarkeit von Festkörperoberflächen ist auch für diverse biomedizinische Anwendungen relevant.[12] Benetzung ist weiterhin die Grundlage für den Kapillareffekt.[13]
Den der Benetzung entgegengesetzten Prozess, in dessen Verlauf sich die Kontaktfläche zwischen benetzender Flüssigkeit und benetzter Festkörperoberfläche verkleinert, bezeichnet man als Entnetzung (englisch: dewetting).[4][14][15]
↑Sieghard Millow: Benetzung. In: RÖMPP [Online]. Georg Thieme Verlag, 2005, abgerufen am 23. Oktober 2022.
↑P. G. de Gennes: Wetting: statics and dynamics. In: Reviews of Modern Physics. Band57, Nr.3, 1. Juli 1985, S.827–863, doi:10.1103/RevModPhys.57.827.
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↑ abDaniel Bonn, Jens Eggers, Joseph Indekeu, Jacques Meunier, Etienne Rolley: Wetting and spreading. In: Reviews of Modern Physics. Band81, Nr.2, 27. Mai 2009, S.739–805, doi:10.1103/RevModPhys.81.739.
↑Wayne D. Kaplan, Dominique Chatain, Paul Wynblatt, W. Craig Carter: A review of wetting versus adsorption, complexions, and related phenomena: the rosetta stone of wetting. In: Journal of Materials Science. Band48, Nr.17, 1. September 2013, S.5681–5717, doi:10.1007/s10853-013-7462-y.
↑D. Brutin, V. Starov: Recent advances in droplet wetting and evaporation. In: Chemical Society Reviews. Band47, Nr.2, 2018, S.558–585, doi:10.1039/C6CS00902F.
↑Edward Yu Bormashenko: Physics of wetting : phenomena and applications of fluids on surfaces. De Gruyter, Berlin 2017, ISBN 3-11-044481-X, Kap. "2.6 Capillary rise".
↑Günter Reiter: Dewetting of thin polymer films. In: Physical Review Letters. Band68, Nr.1, 6. Januar 1992, S.75–78, doi:10.1103/PhysRevLett.68.75.
↑R. V. Craster, O. K. Matar: Dynamics and stability of thin liquid films. In: Reviews of Modern Physics. Band81, Nr.3, 5. August 2009, S.1131–1198, doi:10.1103/RevModPhys.81.1131.